Hintergrund: Während der SARS-CoV-2-Pandemie wurden in einigen Ländern von Beginn an nationale populationsbasierte Seroprävalenzstudien durchgeführt; dies blieb in Deutschland aus. Insbesondere im Sommer 2022 waren keine Seroprävalenzerhebungen geplant. Im Rahmen des IMMUNEBRIDGE-Projekts wurde die GUIDE-Studie durchgeführt, um die Seroprävalenz auch auf regionaler Ebene einschätzen zu können. Methode: Um einen statistisch möglichst robusten Überblick über die Anti-SARS-CoV-2-Immunitätslage der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland zu erhalten, wurden serologische Untersuchungen mittels Trockenblutkarten durchgeführt und Daten in einer telefonischen sowie einer Online-Befragung erhoben. Die Blutproben wurden auf die Präsenz von Antikörpern gegen das S- und das N-Antigen von SARS-CoV-2 hin untersucht. Ergebnisse: Bei 95,7 % der insgesamt 15 932 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden Antikörper gegen das S-Antigen und bei 44,4 % gegen das N-Antigen nachgewiesen. In den Altersgruppen der besonders gefährdeten Personen 65+ und 80+ war die Nachweisbarkeit von Anti-S-Antikörpern mit 97,4 % beziehungsweise 98,8 % besonders hoch. Es traten deutliche regionale Unterschiede in der Verteilung der anti-S- und anti-N-Antikörper zutage. Immunitätslücken bestanden sowohl regional als auch demografisch. So zeigten sich besonders in ostdeutschen Bundesländern hohe anti-N- und in westdeutschen hohe anti-S-Antikörperwerte. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass ein Großteil der erwachsenen deutschen Bevölkerung Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus gebildet hat. Abhängig von den Charakteristika der jeweiligen SARS-CoV-2-Variante wird dadurch die Wahrscheinlichkeit von Überlastungsszenarien des Gesundheitssystems durch Hospitalisierungen sowie intensivstationäre Fällen infolge von COVID-19 in den nächsten Wellen im Vergleich zu einer Situation ohne diese Immunitätslage in der Bevölkerung erheblich reduziert.